Das Wacken Open Air ist bekannt für musikalische Extreme – und der Freitag 2025 bewies einmal mehr, dass zwischen rotziger Punk-Attitüde und majestätischem Black Metal nur wenige Stunden liegen können. Während die Sonne über dem Infield brannte und sich Metalheads von Bühne zu Bühne bewegten, wuchs die Spannung bis zum Abend ins Unermessliche. Der Tag hielt Höhepunkte für nahezu jeden Geschmack bereit, doch zwei Auftritte stachen heraus: Die Boomtown Rats mit einem ungebändigten Sir Bob Geldof und die theatralische Nachtzeremonie von Dimmu Borgir.

Der frühe Nachmittag – vom Bluesrock in die Folklore

Gleich zu Beginn setzte Paytorn Parrish auf der Harder Stage ein Ausrufezeichen. Sein Sound – dreckiger Bluesrock mit Southern-Groove – brachte lässigen Swagger ins Festival, bevor im Wackinger-Viertel Helsott die Pagan-Fans zu Fahnen, Trinkhörnern und Circle Pits trieb. Beide Gigs schafften es, die Menge wachzurütteln und für den musikalisch vielfältigen Tag zu öffnen.

Hardrock und Post-Metal als Kontrastprogramm

Krokus auf der Faster Stage bewiesen, dass Schweizer Hardrock nicht altert. Mit Klassikern wie „Heatstrokes“ und „Bedside Radio“ rollte die Band druckvoll durch ihr Set – solide, kraftvoll, ehrlich. Währenddessen tauchten Celeste die Headbangers Stage in blutrotes Licht und Nebel, erschufen aus wuchtigen Riffs und beklemmender Atmosphäre ein geschlossenes Post-Metal-Kunstwerk, das die Luft im Zelt förmlich zum Vibrieren brachte.

Eihwar, Fear Factory und Orange Goblin – drei Wege, die Wände wackeln zu lassen

Eihwar brachten mit Tribal-Grooves und archaischer Präsenz fast schon rituelle Stimmung auf die Wackinger Stage. Direkt danach setzten Fear Factory auf der Louder Stage das komplette Gegenteil: eiskalt präziser Industrial Metal, bei dem jeder Break sitzt und jeder Refrain den Moshpit in Bewegung hält. Orange Goblin verwandelten später die Headbangers Stage in eine Stoner-Rock-Hölle – staubige Riffs, massive Grooves und ein Publikum, das jeden Schlag der Snare im Magen spürte.

Boomtown Rats – Charisma, Biss und Geschichte

Und dann kam einer dieser Momente, in denen Wacken kurz innehält. Sir Bob Geldof betrat mit den Boomtown Rats die Louder Stage – und sofort war die Luft elektrisiert. Mit seinem zerknitterten Rock’n’Roll-Charme, bissigen Kommentaren und einer Stimme, die kein bisschen an Schärfe verloren hat, führte Geldof die Band durch ein Set voller Energie und Haltung. „I Don’t Like Mondays“ wurde nicht nostalgisch runtergespielt, sondern als bissige, immer noch brennend aktuelle Hymne präsentiert. Geldofs Zwischenansagen waren ebenso Teil der Show wie die Musik – pointiert, provokant, manchmal spöttisch. Die Rats lieferten ein Konzert, das nicht in die Festival-„Punkrock-Ecke“ gesteckt werden wollte, sondern mitten ins Herz der Rock’n’Roll-Seele zielte.

Dimmu Borgir – ein Finale aus Eis und Feuer

Als der Tag in die Nacht kippte, begann die Transformation: Die Harder Stage wurde zur schwarzen Kathedrale. Dimmu Borgir enterten die Bühne mit „Progenies of the Great Apocalypse“ und zogen das Publikum in eine audiovisuell überwältigende Inszenierung. Kälte, Feuer, Chorarrangements und brachiale Gitarren vereinten sich zu einem Sound, der gleichermaßen bedrohlich wie majestätisch wirkte. Shagrath agierte wie ein Zeremonienmeister einer okkulten Messe, die keine Sekunde an Intensität verlor. Klassiker wie „Mourning Palace“ setzten das glorreiche Ende eines Abends, der in Sachen Atmosphäre kaum zu übertreffen war.

Hinweis in eigener Sache: Unser Team vor Ort musste am Samstag leider krankheitsbedingt abreisen. Deshalb können wir euch von diesem Tag weder Fotostrecken noch eine Review bieten. Wir bitten um euer Verständnis – und sind nächstes Jahr wieder für euch am Start.

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Konzert- und Festivalnews aus der ersten Reihe

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